11.10.2012
Beispiel geben, Vorbild sein und Lernchance bieten: das könnte die Verpflegung in den Schulen sein. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus.
Billige Massenverpflegung für Schulkinder ist die Regel: Gefrorene Erdbeeren aus China -günstig eingekauft - werden zur Schulverpflegung in Deutschland eingesetzt. Tausende Transportkilometer haben sie hinter sich. Im Herbst stehen beim Schulmittagstisch Erdbeeren auf dem Speiseplan, ein Frühsommerprodukt in Deutschland. Das allein ist schon ein Skandal. Tausende Kinder erkranken, und niemand scheint verantwortlich. Der Durchschnittspreis für das Schulmittagessen in Deutschland liegt weit unter drei Euro. Qualitätsansprüche oder gesundheitliche Aspekte spielen leider nur eine nachrangige Rolle.
Die Regionalbewegung in Lippe nimmt dieses Ereignis zum Anlass, um eine möglichst flächendeckende Essensversorgung aus den jeweiligen Regionen zu fordern. Angefangen von der Produktion der Zutaten bis zur Verteilung in den Schulen. Regionale Lebensmittel ermöglichen kurze Wege, eine Stärkung der örtlichen Wirtschaftskraft, engere Beziehungen zu den Produzenten und Verarbeitern und dadurch eine höhere Transparenz. "Die regionale Herkunft der Schulverpflegung ermöglicht in erster Linie einen hohen Frischegrad der Waren. Durch die Einbindung regionaler, leistungsstarker mittelständischer Betriebe kann somit auch die Wirtschaftskraft rund um einen Schulstandort gestärkt werden", betont Heiner Sindel, 1. Vorsitzender des Bundesverbandes der Regionalbewegung e.V.
Durch die kurzen Wege von der Schulspeisung zum regionalen Rohprodukt wird nicht nur im Sinne der Qualitätssteigerung die Transparenz erhöht. Diese Nähe kann als praktischer Ansatz in der Bildungsarbeit genutzt werden, um den Kindern den Wert einer ausgewogenen und gesunden Ernährung näher zu bringen und das Wissen zu fördern, wo Nahrungsmittel herkommen und wie sie produziert werden. Gleichzeitig können sie für den Mehrwert regionaler Produkte und Kreisläufe sensibilisiert und die Identifikation mit der eigenen Region gestärkt werden. Der Vorteil, der sich durch derartiges Verständnis für zukünftige Generationen ergibt, ist von unschätzbarem Wert. Unerlässlich ist auch die feste Integration von Bildungsmaßnahmen zu gesunder Ernährung in den Unterricht. Zusammen mit der Zubereitung von Speisen aus frischen, regionalen Zutaten kann eine erhebliche Verbesserung der Gesundheit von Kindern in Schulen und Kindertagesstätten erwartet werden. Es braucht klare Rahmenbedingungen von Seiten politischer Entscheidungsträger, die aus Sicht der Regionalbewegung folgenden Ansprüchen genügen müssen:
Schulverpflegung ist zukünftig verbindlich regional, saisonal und gesundheitlich ausgewogen zu gestalten. Ausschreibungen für die schulische Verpflegung müssen solche Bedingungen enthalten.
Es sind gezielt regionale Lebensmittelproduzenten und -verarbeiter vor Ort einzubinden.
Es braucht bundesweit verbindliche Qualitätsstandards für die Essenszubereitung im Rahmen der Richtlinien für Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuung.
Es muss eine ausreichend finanzielle Ausstattung gewährleistet werden, um eine qualitativ hochwertige Schulverpflegung zu ermöglichen. Dadurch soll insbesondere die Verarbeitung von gesunden Zutaten und eine sozial gerechte Bezahlung der beteiligten personellen Ressourcen gewährleistet werden. Ein eigenes bundesweites Programm zur Unterstützung der Bemühungen in den einzelnen Bundesländern und Regionen wäre hierfür sinnvoll.
Dazu der Vorsitzende der Regionalbewegung Lippe, Landespfarrer i.R. Günter Puzberg, Detmold: "Unseren Kindern sollten nicht die billigsten Lebensmittel angeboten werden. Und sie sollten am Beispiel lernen: Gute Lebensmittel kommen aus der eigenen Region und müssen nicht um den halben Erdball transportiert werden. Energieverbrauch und Umweltverschmutzung wären allein schon Gründe für die regionale Ernährung. Hinzu komme die Wertschätzung der Region, die Wertschöpfung in der Region und die Förderung der regionalen Identität.
Das aktuelle Positionspapier zur regionalen Schulverpflegung des Bundesverbandes der Regionalbewegung e.V. finden Sie hier.